Bustour 2014

Bustour: Energie-Effizienz in der Praxis

 Gut besuchte Bus-Exkursion zu betrieblichen Exzellenzprojekten demonstrierte hochleistungsfähige, aber alltagstaugliche Einsparlösungen und Fördermöglichkeiten.

Zu einer Besichtigungsfahrt an drei Standorte betrieblicher Exzellenzprojekte der Energiewende im westlichen Ruhrgebiet hatte das Zentrum für Umwelt und Energie der Handwerkskammer Düsseldorf geladen.
Die Bus-Tour geriet zu einer eindrucksvollen Schau zeitgemäßer Effizienztechnologien und energetisch optimierter Betriebsabläufe. Sie war im Rahmen der zwischen Handwerksorganisation und Land verabredeten „NRW Handwerksoffensive Energieeffizienz“ Bestandteil einer Klima-Expo-Woche mit 200 Veranstaltungen in der gesamten „Klimametropole Ruhr“.

„Darf ich Sie auf einen Link einladen?“ wandte sich Lothar Hellmann nach Ende seines furiosen Vortrags über integrierte Energiesparlösungen seines Unternehmens an die Duisburger „Klimamanagerin“ Astrid Jochum, kurz bevor der Bus mit vier Dutzend handwerklichen Fach- und Führungskräften aus dem gesamten westlichen Ruhrgebiet wieder vom Betriebshof rollte. Kontaktpflege 2.0 eines selbstbewussten Firmenchefs, der wie selbstverständlich vom Neuigkeitswert seines, so Hellmann, „permanent wachsenden“ elektro-, informations- und automatisierungstechnischen Betriebes ausgeht.
Und das zu Recht. Denn der innovative Diplom-Ingenieur darf stolz sein auf die Entwicklung „seines“ Familienunternehmens, der Firma Elektro Venn GmbH mit aktuell 120 Mitarbeitern (davon 24 Auszubildende), die er heute gemeinsam mit seinem Sohn Thomas leitet. Die Begeisterung für den Effizienzzugewinn intelligenter, integrierter Gebäudesteuerung hat den 63-jährigen schon vor 15 Jahren dazu gebracht, den neuen Firmensitz in Duisburg-Neumühl sukzessive auf Nachhaltigkeit und Kosteneinsparung umzustellen. Auf dem Firmendach sorgen zwei Photovoltaikanlagen für insgesamt 35 kWp Stromausbeute. Deren Ertrag, eine zusätzliche Wärmepumpe und die bedarfsabhängig steuerbare Gebäudeautomation, die nach den äußeren Licht- und Temperaturverhältnissen Heizung, Belüftung und Beschattung reguliert, sichern die nahezu komplette Eigenversorgung des Gewerbegebäudes im Niedrigenergiehaus-Standard. Und das jederzeit kontrollierbar dank eines Energiemonitoring, dem sämtliche Verbrauchsstellen einschließlich aller Fenster zugeschaltet sind. „Besondere Einspareffekte hat nicht zuletzt die Vollumrüstung auf LED-Leuchtmittel gebracht“, betont Hellmann. Erfahrungen, die die Firma jetzt beispielsweise Logistikunternehmen angedeihen lässt, deren Lagerhallen im 24-Stunden-Modus beleuchtet werden müssen. „LED-Licht anstelle von Leuchtstoffröhren reduziert die Stromkosten auf ein Drittel und amortisiert sich nach dreieinhalb Jahren“, rechnet Hellmann anhand eines mehr als 2.000 qm großen Warenlagers vor, das sein Unternehmen kürzlich umgestellt hat. Naheliegend, dass der Vollblutunternehmer zuletzt auch die Fahrzeugflotte der Firma auf elektrischen Antrieb umrüstete und nun an einer eigenen e-Zapfsäule betankt. Dass eine bedeutende Nebenwirkung beim Umgang mit Energieeffizienz Spaß heißt, wird spätestens spürbar, als Hellmann einen 200 Stundenkilometer schnellen E-Sportwagen Marke Tesla aufschließt.

Beeindruckt besteigen die Gäste ihrerseits den Shuttle zum nächsten Leuchtturm-Unternehmen in Sachen Klimaeffizienz. Ziel ist in Oberhausen das Produktionsgebäude der Fleischerei von Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff. Hier überzeugen die konsequent auf Verbrauchsvermeidung angelegten Betriebsprozesse und die Sandwich-Bauweise des Komplexes, die einen niedrigen K-Wert in den vier Kühlräumen gewährleistet. Frischluft wird über eine Zwischendecke angesaugt, um ein Auskühlen des Gebäudes zu vermeiden. Ein energieoptimierter Produktionsplan sorgt dafür, dass Anlagenteile nur in gut befülltem Zustand gefahren werden. Nur 70.000 Kilowattstunden Strom und 100.000 Kilowattstunden Gas pro Jahr verbraucht die Wurst- und Fleischherstellung am Standort. Dass auch die Qualität der Erzeugnisse aus dem Hause Bischoff stimmt, daran ließ ein vom Meister selbst filettiertes Spezialitätenbuffett keinen Zweifel.
Zum Abschluss der Klima-Tour schwenkte der Bus beim Autohaus Plätz GmbH & Co. KG ein. Hier hat Geschäftsführerin Agneta Plätz ein 80.000 Euro-Investment in ein Blockheizkraftwerk getätigt, das 33 Kw Strom liefert. Und auch sie hat in den Verkaufs- und Werkstattbereichen flächendeckend LED-Licht installiert. Auch E-Mobilität gewinnt bei Plätz immer mehr Raum. E-Gefährte sind als Kundentaxi und Probewagen im Einsatz. Die großzügige Subventionierung dieser Investitionen in die energetische Optimierung des Betriebs in Höhe von 14.000 Euro durch die die KfW erwirkte ein Energieberater; die Firma war zuvor durch das Zentrum für Umwelt und Energie der Handwerkskammer auf die Förderung der Inanspruchnahme des Experten hingewiesen worden.

Die „Handwerksoffensive Energieeffizienz“ hat das Ziel, ein landesweit abgestimmtes, aktuelles und bedarfsgerechtes Angebot an Beratung, Weiterbildung und Informationen für Handwerksbetriebe anzubieten. Im Vordergrund stehen vier Aktionsfelder: Unterstützung kommunaler Klimaschutzaktivitäten, Ausbau von Marketing und Fachkräftegewinnung, betriebliche Optimierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs sowie Verbesserung der Rahmenbedingungen für Klimaschutzmaßnahmen.

Die Initiative existiert seit 2 ¾ Jahren. Sie setzt sich aus Vertretern der NRW-Handwerksorganisationen zusammen. Im Rahmen der Handwerksoffensive Energieeffizienz sind zwei Kurzbroschüren erschienen: „Perspektiven für die Energiewende“ und „Handwerk bringt sich ein. Vorschläge des Handwerks für kommunale Klimaschutzkonzepte“. Sie stellen die Bedeutung und Chancen des Wirtschaftszweiges Handwerk in unterschiedlichen Facetten dar.

 

 

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